Das Thema Kinderbetreuung ist eines der wichtigsten Themen für die Landtagswahl 2023. Der Ganztag 2026 stellt die Kommunen vor große Herausforderungen mit vielen noch offenen Fragen. Der SPD-Landtagskandidatin Christine Himmelberg liegt das Thema Bildung besonders am Herzen. In Taufkirchen sprach sie zusammen mit Mindy Konwitschny, Bürgermeisterin von Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Angelika Haslinger von der AWO und Florian Schardt, Landtagskandidat München-Land Nord über die Missstände bezüglich der Kinderbetreuung und führte Möglichkeiten auf, wie man es besser machen kann.
Ab dem 01.08.2026 gilt für alle Erstklässler bundesweit ein Anspruch auf Ganztags- betreuung. Laut Bayerischem Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales wird der Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr bis zum Ende der Grundschulzeit verlängert. Mit dem neuen Rechtsanspruch gäbe es die Chance, ein veraltetes System aufzuräumen und neuen Ideen Platz zu machen. Die jetzige Staatsregierung ergreift diese Chance aber nicht. Ganz im Gegenteil - Bildungseinrichtungen, Mitarbeiter:innen und Eltern werden verunsichert, weil sich die Regelungen regelmäßig wieder ändern. So schafft man keine Planungssicherheit.
Christine Himmelberg sieht Bildung als das Fundament unserer Gesellschaft: “Es darf nicht nur darum gehen, dass Eltern ihre Kinder morgens irgendwo abgeben und abends wieder einsammeln. Bildung muss vom Kind her gedacht werden! Ich setze mich dafür ein, dass Kinder die für sie passende Förderung und die Betreuung bekommen. Bildung muss wieder zur obersten Priorität auf der politischen Agenda werden. Wir müssen auf Landesebene die Grundlagen dafür schaffen, dass Kommunen die Betreuung vor Ort gut gestalten können. Dazu gehört neben der Finanzierung auch ein Abbau von Bürokratie.”
Mindy Konwintschy, Bürgermeisterin von Höhenkirchen-Siegertsbrunn, ist es leid zu warten bis vom Kultusministerium Vorschläge kommen. Sie hat in ihrer Gemeinde ein ganz neues Modell des kooperativen Ganztags eingeführt, nach dem Motto: Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen. Im Bildungscampus geht es darum, dass das Dorf gemeinsam für die Bildung der Kinder verantwortlich ist: die Schulen, pädagogischen Bildungseinrichtungen und, das ist das besondere, die Vereine. So sollen die Kinder bis 15 Uhr in ihren Bildungseinrichtungen bleiben und danach zu einem Wunschprogramm wechseln können. Das kann der Fußballverein, der Musikunterricht oder ein spezielles pädagogisches Programm in einer der Einrichtungen sein.
Mit dieser Idee reist Mindy Konwitschny mit ihren Mitarbeiter:innen gerade durch den Landkreis, um auch andere Gemeinden für ihr Modell zu gewinnen: “Wenn in der neuen Ganztags-Regelung alles an die Schulen und Betreuungseinrichtungen abgegeben wird, bekommen wir ein Vereinssterben. Die Jugend hat dann schlicht und ergreifend keine Zeit mehr, in Vereine zu gehen. Denen fehlt dann der Nachwuchs.”
Angelika Haslinger von der AWO München-Land begrüßt das Konzept aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn und fordert zugleich mehr Unterstützung vom Freistaat. “Eine der größten Herausforderungen ist, dass jedes Betreuungskonzept ein anderes Finanzierungsmodell hat. Dieses System muss ausgemistet und an die Lebensrealitäten der Menschen angepasst werden.” Der Ganztag 2026 bedeutet für die Mitarbeiter:innen eine große Unsicherheit. Der Freistaat muss hier einheitliche Lösungen anbieten und die Kommunen nicht sich selbst überlassen. Momentan gilt: Je nachdem, wie viel Geld eine Gemeinde hat, desto mehr kann sie ihren Mitarbeitern zahlen. Das ist ungerecht. Auch müssen Ausbildungsplätze endlich finanziert werden, denn es fehlen tausende Fachkräfte.
Florian Schardt unterstreicht die Bedeutung guter Kinderbetreuung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wenn in einer Kindergarten-Gruppe zwei Erzieherinnen ausfallen, können im Gegenzug 20 weitere Fachkräfte nicht arbeiten, obwohl sie es gerne wollen. Auch hier hat die SPD-Bürgermeisterin Mindy Konwitschny in ihrer Gemeinde ein Vorzeigemodell entwickelt. Die Gemeinde hat auf eigene Kosten einen Pool an Springern eingerichtet, die in den Einrichtungen in dem Ort aushelfen, wenn Not am Personal ist.